Mit über 10.000 Teilnehmern, 350 Speakern und 900 StartUps fand Ende Oktober die größte europäische Internet-Konferenz, der Websummit, im irischen Dublin statt. An zwei intensiven und vollgepackten Tagen wurde die grüne Insel zum Mekka für Gründer, Internet-Unternehmer und Technik-Enthusiasten. Schon im Flugzeug sprachen sie in der Reihe hinter uns über PostgreSQL und vor uns über die Optimierung von Landingpages. Dublins Straßen waren vermutlich selten von mehr Geeks bevölkert als am 30.11. und auch die Pubs und Clubs wurden vor allem vom Leuchten der Smartphone-Displays erhellt.

Exklusiver Club der Teilnehmer

Dank massiver Facebook-Werbung der Veranstalter hatten wir uns mit Echobot schon frühzeitig um eine Teilnahme beworben – denn nicht jeder konnte sich einfach so anmelden. Aus über 5.000 Jungunternehmen wurden von einer Jury die vielversprechendsten auswählt, um sich auf der am besten besuchten Techkonferenz Europas mit einem der begehrten Stände zu präsentieren. Sogar zu einem kurzen Vorab-Pitch per Skype wurden wir eingeladen. Aufgrund des großen Andrangs hat man sich dann entschieden, die Aussteller-Plätze doppelt zu belegen. Mit Echobot waren wir an Tag 1 im „Alpha-Village“ vertreten.

Noch schwieriger war es, sich einen Platz auf den Konferenzbühnen zu sichern. In zwei Kategorien konnte man sich als early-stage (ALPHA) oder later-stage (BETA) Startup für den PITCH Wettbewerb anmelden. Auch hier konnten wir mit Echobot punkten und waren unter 1.500 Bewerbern eines der 50 ausgewählten BETA-Startups, die an Tag 1 vor das Publikum durften. Im direkten Wettbewerb zeigte sich schnell, dass es nicht nur auf eine überzeugendes Konzept und nachweisbare Erfolge, sondern auch auf eine mitreißende Präsentation ankommt. In nur 4 Minuten musste man das Publikum und die Juroren, bestehend aus Unternehmern, Journalisten und Investoren für sich gewinnen. Umso größer war die Freude, dass unser Pitch sich tatsächlich durchsetzen konnte. Wir waren in die Endausscheidung an Tag 2 eingeladen, bei der nochmal die besten 8 vor einem größeren Publikum und anderen Juroren antreten musste. Diesen Teilerfolg feierten wir mit dem Team erst einmal ausgiebig in einem von Dublins tollen Pubs, die nicht nur durch ausgelassene Stimmung sondern auch durch eine unglaubliche Gemütlichkeit überzeugen. Leider hat es am Ende doch nicht für den Sieg im PITCH Contest gereicht, obwohl wir sehr gute Bewertungen erhalten haben – eine tolle Erfahrung war es aber allemal.

„Vibrant crowd“

Auch die Stände in der Ausstellerhalle waren wie alles dort pragmatisch und effizient. Mit denen von Veranstalter einheitlich bedruckten Schildern die nebeneinander an Holzwände genagelt wurden kam man sich auf seinen 1,5qm zwar vor wie in einer Legebatterie, aber erstaunlicherweise führte dies zu einer unglaublich elektrisierten Stimmung im Raum. Kaum jemand konnte einfach vorbei gehen, ohne dass sich die Gelegenheit ergeben hätte mit ihm/ihr unkompliziert ins Gespräch zu kommen. Ein weiterer Bonus für uns war sicher, dass wir direkt neben der Kaffee-Station zu finden waren, dem Lebenselexier Nr. 1 für alle Nerds und Geeks.

Von den Kontakten und Gesprächen war es ganz anders als zuletzt auf der dmexco in Köln. Nicht Kunden und Interessenten standen im Vordergrund, sondern internationale Kontakte, Investorengespräche und der intensive Austausch mit anderen Startups. Erstaunlich, dass sich alle Startups eigentlich mit den genau gleichen Herausforderungen herumschlagen.

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Ein wenig Kritik

Durch die massive Vergrößerung der Konferenz (von 4.000 im letzten Jahr auf über 10.000 Teilnehmer) war das Orga-Team teils stark gefordert und man merkte, dass es an manchen Stellen nicht ganz rund lief. Trotz intensiver Vorbereitungen und strikten Anweisungen die Kanäle freizuhalten, funktionierte das WLAN an Tag 1 teilweise gar nicht. Auch das Konferenz- und Vortragsprogramm konnte von der Webseite nicht ausgedruckt werden und bei der Opening Party am Vorabend bildeten sich sehr lange Schlangen sowie ein Chaos an der Abend-Registrierung.

Beim Speed-Matching Event wurden leider falsche Zeiten per E-Mail verschickt und man hat die ein oder andere Kritik am „kostenlosen Lunch“ dem FoodSummit gehört, der außerhalb in einem Park stattgefunden hat.

Wer war da?

Ein weiteres Highlight waren die mit hochkarätigen Persönlichkeiten besetzten Vorträge und Panels. Auf 4 Bühnen gleichzeitig bekam man von Technik, über Marketing bis hin zu Entrepreneurship alles zu hören, was man als aufstrebendes Internetunternehmen wissen muss. Viele CEOs von führenden Webgrößen wie Drew Houston (Dropbox), Phil Libin (Evernote), Matt Mullenweg (WordPress), Ryan Holmes (Hootsuite) oder Aaron Levie (Box) waren genauso vertreten wie bekannte Web-Celebrities Robert Scoble, Kevin Rose, Gary Vaynerchuk, Dave McClure oder Niklas Zennström. Ein besonderes Erlebnis war auch der letzte Punkt der Agenda am zweiten Tag, als Tesla Motors/SpaceX Gründer Elon Musk mit dem irischen Ministerpräsident Enda Kenny über Zukunftsvisionen sprach und letzterer nicht müde wurde, die Vorzüge des irischen Standorts anzupreisen.

Auch viele Deutsche Gründer waren laut Teilnehmerliste mit von der Partie. So sollen sich angeblich Christian Reeber (6wunderkinder), Lars Hinrichs (XING/HackFWD), Fridtjof Detzner (Jimdo) und Felix Haas (Amiando) durch die Hallen geschoben haben. Getroffen haben wir sie leider nicht – dafür aber zahlreiche andere deutsche Gründer, die grade erst gestartet haben.

Wie ist das noch zu toppen?

Tja, was bleibt sind neben vielen, vielen neuen Kontakten ein paar tolle Erinnerungen an eine super Stadt und an ein tolles Land, dass trotz Linksverkehr und spätem Oktober nochmal ein bomben Wetter ausgepackt hatte um seine Gäste zu begrüßen.

Interessant ist sicher wie der WebSummit im nächsten Jahr aussehen wird. Noch mehr und größer ist mit der derzeitigen Aufstellung wohl kaum zu schaffen. Eine größere Location müsste her und das Programm auf 3 Tage verteilt werden. Ob es dann allerdings das selbe Feeling gibt, muss man abwarten. Schade ist, dass Deutschland noch kein vergleichbares Event auf die Beine gestellt hat. Durch die englische Sprache haben die Kollegen von der Insel es scheinbar doch einfacher ein hochkarätiges Publikum anzulocken und ein wenig Silicon-Valley nach Irland zu zaubern.